François Villon - Die Ballade von den Lästerzungen

In Kalk, noch ungelöscht, in Eisenbrei, in Salz,
Salpeter, Phosphorgluten, in dem Urin
von rossigen Eselsstuten, in Schlangengift
und in Altweiberspei,

in Hundeschiss und Wasser aus den Badewannen,
in Wolfsmilch in Ochsengalle
und Latrinenflut: In diesem Saft
soll man die Lästerzungen (oder LZ) schmoren.

In eines Katers Hirn, der nicht mehr fischt, im Geifer,
der aus den Gebissen der tollen Hunde träuft, mit Affenpiß vermischt,
in Stacheln, einem Igel ausgerissen,
im Regenfaß, drin schon die Würmer schwimmen,

krepierte Ratten und der grüne Schleim von Pilzen,
die des Nachts wie Feuer glimmen,
in Pferderotz und (auch) in heißem Leim:
In diesem Saft soll man die Lästerzungen schmoren.

In dem Gefäß, drin alles reingerät, was so ein
Medikus herausholt aus dem schwieren Gedärm
an Eiter und verpestetem Sekret ...

In Salben, die sie in den Schlitz sich schmieren, die Hurenmenscher, um sich
kalt zu halten, in all dem Schmodder, der zurückbleibt in den Spitzen und den Spalten
wer hätte nicht durch solchen Schiet hindurchgemußt!
In diesem Saft soll man die Lästerzungen schmoren.

Meine Herren : packt all die saubren Sachen
gehen sie in den verfaulten Kürbis nicht hinein in eure Hosen.
um den Bottich voll zu machen, gebt auch
den Arschgeruch von einem Schwein hinein,

und hat's vier Wochen lang gegoren:
In diesem Saft solln Eure
Lästerzungen schmoren.